freemind1: Colnago Super 1976

Colnago Super von 1976 – das „Forumsrennrad“

Ein Colnago als Forumsrad? Viele hier werden mit dem Kopf schütteln, das Thema Colnago scheint eher dem Mainstream und der Hipstergemeinde vorbehalten zu sein, als dass es in einem Rennrad Expertenforum behandelt wird. Und dennoch, es waren nun mal Gios Torino oder halt auch Colnago Räder, von denen ich als Jugendlicher geträumt habe und solche kindlichen Wünsche scheinen im gesetzten Alter Emotionen und den „Habenwollen“ Reflex auszulösen. Aber warum dann „Forumsrennrad?

Nun, die Geschichte des hier gezeigten Rades fing mit dem Kinofilm „A Sunday in Hell“ an, welcher im Rahmen des Düsseldorfer „Bicycle Film Festivals“ gezeigt wurde. Aufmerksam gemacht auf diesen Film bin ich natürlich durch unser geliebtes FORUM. Schon die ersten Minuten des Streifens zeigen einen Mechaniker, der ein Benotto Rennrad für seinen Einsatz in dem Höllenrennen Paris-Roubaix vorbereitet. Im Laufe des Kinofilms, der das 1976er Rennen in eindrucksvoller Manier dokumentiert, gibt es immer wieder Momente, die unser Herz für alte Rennräder höherschlagen lässt. Sehr schön kann man zum Beispiel die Detailverliebtheit des „Kannibalen“ Eddy Merckx verfolgen, dessen Räder ja lange Zeit von dem bekannten Ernesto Colnago bereitgestellt wurden. Ernesto war bei fast allen großen Erfolgen der Mechaniker hinter Eddy Merckx, bis hin zu seinem legendären Stundenweltrekord.

In jener Zeit bis Mitte der 70er stand Colnago vor allem für innovative Ideen im Profiradsport, sportlich- kurze Geometrien und extremen Leichtbau. Erst später v.a. in den 80ern wurde das Image von Colnago auch kommerziell genutzt, indem die Produktion stark erweitert wurde und später vor allem Räder mit luxuriösem Design und auffälligen Lackierungen vermarktet wurden.

Zurück aber zum Film über das Rennen Paris-Roubaix, der zwar nicht mit einem Sieg des Kannibalen endete, dafür aber den Wunsch in mir aufsteigen ließ, eines der in dem Streifen gezeigten Rennräder zu besitzen. Eben jenen Wunsch drückte ich einem Beitrag im FORUM aus und innerhalb eines Tages hatte ich ein Angebot für ein 1976er Colnago Super Rahmen unseres netten FORUMsmitgliedes @kla58.
Obwohl das Rad nur wenige Kilometer hinter sich hatte, war es schlecht gepflegt worden und somit entschied sich Klaus, der selber Lackierer ist, dem Rahmen ein neues Kleid zu verpassen. Das Colnago Super wurde also entlackt und professionell mit Mehrschichtlack, neuen Decals aus Australien und einer Klarlackschicht versehen. Angesichts der nicht immer perfekten Lackqualität italienischer Rahmenbauer kann man hier eindeutig von einer technischen Aufwertung des Rahmens reden.

Zum Glück war Klaus der Rahmen mit 58cm RH etwas klein und somit hatte ich die Möglichkeit diesen als Grundlage für ein 76er Rennrad zu übernehmen.

Ursprünglich war das Rad mit einer Shimano Dura Ace Gruppe ausgestattet und obwohl ich sehr viel von dieser Gruppe halte, schlug mein Herz in diesem Falle doch eher für italienische Anbauten. Von einem vorhandenen Gazelle Rad konnte ich eine komplette und zeitgemäße Campagnolo Nuovo Record Gruppe übernehmen. Nach diesem holländischen Striptease hat ein nettes FORUMSmitglied den nackten Gazellerahmen übernommen und mittlerweile wieder der ursprünglichen Nutzung zugeführt, indem er es mit passenden japanischen Komponenten aufgebaut hat.

Ein weitere FORUMSmitglied war so nett das vorhandene BSA Lager in ein ITA Lager zu tauschen, so dass ich anfangen konnte das Colnago komplett mit Campagnolo und Cinelli Komponeten aufzubauen. Entgegen der ursprünglich eher dezenten Farbkombination (Champagner/Silber/Schwarz) habe ich mich für eine etwas peppigere Kombination in Champagner/Silber und Gelb entschieden. Mittlerweile erstrahlt das Colnago Super wieder im ursprünglichen Glanz und ist theoretisch bereit für einen historischen Einsatz bei Paris-Roubaix. Vorher habe ich den derzeitigen Zustand natürlich angemessen festgehalten, als Hobbyfotograf durfte das Colnago in meinem mobilen Kellerstudio Modell stehen und macht, wie ich finde, eine durchaus gute Figur nach der aufwendigen Schönheitskur.