Alain Michel, einer der interessantesten „Cadreure“ in Frankreich, schloss 1999 nach über 20 Jahren selbstständiger Arbeit seine Werkstatt für immer. Neben Rahmen unter eigenem Namen fertigte er auch für einige der großen Hersteller für deren Top-End-Serien.
Auch Profis ließen gerne bei ihm Rahmen auf Maß löten und so wird wohl auch dieses Exemplar entstanden sein, denn es prangt der Name S. Gaudry auf dem Oberrohr, was für Stéphan Gaudry stehen dürfte, welcher seit Jahren Teammanager bei St. Michel Auber 93 ist. Die Klärung der Rahmenhistorie steht noch aus…
Für diesen Aufbau wurde, entlang des herausrecherchierten Baujahres 1992 und der vorhandenen Mavic-Aufkleber, eine komplette Ausstattung dieses französischen Komponentenherstellers gewählt, welcher in den 80er und 90er Jahren ganze Gruppen anbot und in der Zeit auch Pionier bei elektronischen Schaltungen war.
Insbesondere das hier gewählte Schaltwerk und die Bremsen stechen mit zahlreichen ungewöhnlichen Detaillösungen hervor: So ist das 841er Schaltwerk komplett zerlegbar, alle Achsen sind mit Clips gesichert, die Schaltröllchen mit Rillenkugellagern ausgestattet. Die 451er Bremse hat eine verdeckte Feder, die Entspannung und die Zugeinstellung sind per Kugelfeder gerastert. Allerdings hatten die Mavic-Komponenten ihren Preis, welcher üblicherweise schon zu ihrer Zeit deutlich oberhalb z.B. der auch nicht gerade preiswerten Super-Record-Komponenten von Campagnolo lag.
Auch dieses Velo kam nur in Form eines Rahmensets zu mir. Die Spur, welche durch den offensichtlichen Fahrer und Vorbesitzer mit dem Namenszug „S. Gaudry“ zu erkennen ist, führte bisher nicht zu einer weiteren Klärung der Historie. Somit stützte sich meine Interpretation auf die Mavic-Decals und deren Programm um das Jahr 1992, denn das Design des Rahmens bei Farbe und Decals ließ eine Einkreisung eben dieses Jahres zu.