Alle Kommentare von flammberg

"liebe macht blind sehnsucht verzogen... :duck:"

Hallo,

nein - die Sehnsucht ist nicht verzogen, ich habe im vergangenen Monat sehr viel an diesem Rad gearbeitet und recherchiert. An einigen Tagen waren meine Hände so häufig in Kontakt mit altem Fett und dunkler Schmiere, daß ich eine dauerhafte Tätovierung befürchtete. Was ich vor der Eröffnung eines eigenen threads oder dem Hochladen weiterer Bilder sagen kann ist:

1. alle Lager, auch der intergrierte "Headclip"-Steuersatz sind in tadellosen Zustand, der gewiß den allenorten vorhandenen Schmiernippeln verdankt ist.

2. Die Gabel verfügt, obwohl aus den späten 30er Jahren bis frühen 40er Jahren, schon über "Socket"-Ausfallenden - nicht nur der integrierte Steuersatz war also seiner Zeit voraus (diese verschwanden zu Beginn der 50er Jahr, um erst 40 Jahre später wieder aufzutauchen), auch die Ausfallenden der Vorderradgabel würden einem Zweiradmechaniker arg zu denken geben, denn er würde niemals annehmen, es hätte sie damals schon gegeben.

3. Die Original-Farbe war wasserblauer Flamboyant-Lack. Ich konnte Reste der Originallackierung am Gabelschaft, im Steuerrohr und im Innenlager ausmachen. Eine befreundete Chemikerin, die in einem Farbenlabor arbeitet, hat die Farbe unter dem Mikroskop begutachtet, so daß ich nun zweifelsfrei die ehemalige Erscheinung der Grundlackierung kenne.

4. Ein befreundeter englischer Sammlerkollege aus dem VCC hat das Rad als ein Top-Erzeugnis der späten 30er bis frühen 40er Jahre eingeschätzt, eine leichtgewichtige Rennmaschine und keinesfalls das Stadtrad, als das es auf dem Foto noch daherkommt, wo so viele unpassende Teile, wie etwa der Gepäckträger, angebaut wurden. Es könnte ein "Holdsworth" sein, Muffen, Position der Seriennummer, verwendete Ausfallenden und Schaltung würden für ein "Olympic" oder "La variable" aus dem Jahre 1938 sprechen.

5. Die Schaltung ist nicht eine "Super Champion" (in England auch "Osgear" genannt), sondern die weit seltenere Kopie der Firma "Simplex". Das "Simplex" ist beinahe baugleich mit dem Osgear, ich werde vielleicht eine schöne, vergleichende Aufnahme beider Schaltungen nebeneinander machen.

6. Die Bremsen und Hebel sind vom Hersteller "LAM"

7. Eventuell werde ich die verbaute Williams "C34" Kurbel gegen eine bei mir vorhandene Williams "C1200" oder Chater Lea tauschen, denn die Kurbelarme wurden durch unfachmännische Demontage, wahrscheinlich mit dem Hammer anstatt der Keilpresse, arg in Mitleidenschaft gezogen. Zum Glück hatte das "Baylis Wiley"-Innenlager nichts mitbekommen.

8. Der Sattel ist in den 60er Jahren dazugekommen, es ist ein von "Wrights" hergestellter Sattel, der die Plakette des englischen Radbauers "Dawes" trägt, ebenso stammen die Schutzbleche von einem Dawes aus diesen Tagen und werden von mir gegen Bluemels "Noweight" aus Cellophan oder "Airweight" aus Aluminium ausgetauscht werden.

Geschuldete Fotos werde ich also bald hochladen, im Zuge der prüfenden Demontage habe ich ja schon eine Menge gemacht.

Leider sind unter den 5 Schichten Pinsellackierung nur noch aberwinzige Reste der Originallackierung vorhanden, so daß ich mir nun Gedanke mache, was ich weiter tun werde. Bis jetzt schwanke ich zwischen einer traditionellen Einbrennlackierung und einer, ebenso traditionellen, zwar handwerklich imperfekten, aber dafür mit charmanter Anmutung aufwartenden Pinsellackierung (mit einer schützenden Schicht Klarlack), die damals von den meisten Fahrern in Eigenleistung erbracht werden konnte, also aus musealer Sicht immer noch das geringere Übel im Vergleich zu einer Pistolenlackierung wäre, die zwar dauerhafter ist, dafür aber das Rad zu sauber und klar aussehen lassen würde, denn zum einen sind heutige Lacke sind weit besser als die damals gebräuchlichen, zum anderen würde die neue Lackierung die alten Teile optisch herausstechen lassen. Einige Beispiele von Pinsellackierungen haben mir sehr gefallen, die leichten Spuren, die die Hand des Malers hinterläßt, imitieren sehr überzeugend einen originalen, verwitterten Pistolenlack mit seinen Hubbeln und punktförmigen Unterrostungen. Hier werde ich also noch nachdenken müssen.

Grüße
Peter
Keiner der üblichen "Flying Gate" (z. B. "Baines" ), sondern eine interessante Abwandlung: Die mittleren Streben sind hier verkürzt und unter dem Sitzrohr entweder gerade oder bogenförmig hin zu den äußeren Streben zurückgeführt. Zur Verdeutlichung werde ich noch ein Foto hochladen.
Eine englische Zeitfahrerin (Name mir leider unbekannt), auf einem "Waller". Die Position der Bremsgriffe läßt erahnen, daß sie niemals auch nur auf die Idee käme, ihre Hände vom Unterlenker zu nehmen. Man beachte nicht nur die Frau, sondern auch die ungewöhnliche Rahmenkonstruktion, die für die Position des Sitzes verantwortlich ist. Sowohl die Klingel, als auch die schwarze Kleidung waren in den 30er und 40er Jahren auf England´s Straßen Pflicht für Rennradfahrer.
Zwar diesmal ohne Kurbel, dennoch nicht wenig reizvoll.
Du hast es bestimmt immer schön muckelig warm in der Bude
Die Steuerkurve soll beim Ausbau des Hinterrades den Zahnkranz sicher am kurz dahinter, unter der Kettenstrebe sitzenden Schaltwerk vorbeiführen, das aus zerbrechlicher Bronze besteht. Sie muß auf beiden Seiten vorhanden sein, um ein Verkippen des Rades beim Ausbau zu verhindern.
Laß den nicht Deine Bade-Gummiente sehen, das könnte die große werden.

Ein sehr schönes Sportlerfoto hast Du da
Ein sehr schönes Farbschema, das es versteht, das Rad trotz der Größe seines Rahmens sehr elegant wirken zu lassen.
Der Traum eines jeden "Spiderman"-Fans
Nico (im Hintergrund mit Trinkflasche) ist eindeutig der Bestgekleidete dieser Gruppe.
Hyperpornös
Recht gute Ausstattung, wenn ich an meine radlichen Anfänge denke...

Was bitte steht auf den Trikots? "Minibrie" -also "kleiner Weichkäse"? Wie niedlich

Andere trugen zu dieser Zeit gewiß "Judas Priest" T-Shirts oder solche von "Iron Maiden".. ich begann gerade mit der Schule, hatte meine Hosenträger vorne über Kreuz
Hast Du den Film vor kurzem erst entwickeln lassen?

Na, war nur ein Späßchen

Supergutes Bild - ich wünschte, ich hätte eine solche Erinnerung
Schon lustig... das Motorrad sieht, neugierig und vielleicht auch zum freundlichen Anbandeln bereit, dem Fahrrad über die Schultern, das wiederum kokett den Kopf abwendet, entweder, weil es sich für etwas Besseres hält oder es dem Werber um seine Bekanntschaft nicht ganz so leicht machen will.

Im Zeitalter des Karbon gab es aber noch keine Saurier, vielleicht ist Dein "Velosaurus" aber ein Prototyp.
Sehr schön, ungewöhnlich und funktionell, dabei weit besser aussehend, als ich es mir nur der Beschreibung nach hätte vorstellen können.

Wie nützlich wäre ein solches Rad hier in Wuppertal, wo die Straßenqualität einfach grauenvoll ist. Dazu erscheint mir die Möglichkeit, auch einmal über Stock und Stein fahren zu können, durchaus reizvoll.

Und immerhin: ich bin Traditionalist, dennoch gefällt mir dieses Rad sehr.
@ice cupe: Beachte das Atom-Symbol auf dem orangen Steuerrohr - dieses Gefährt fährt mit Atomkraft!